Der Artikel wurde am 08.03.2025 aktuallisiert oder erweitert.

Autismus und das Stereotype Denken

Warum definieren wir uns sehr stark über den Autismus und seine verbreiteten Denkweisen und stecken uns damit selbst in eine Schublade – oder werden dort hineingesteckt? Dadurch fördern wir, dass altes und vor allem überholtes Wissen nach wie vor verbreitet wird!

Wir Menschen dachten vor vielen Jahrhunderten noch, die Erde sei eine Scheibe. Damit haben wir mehr oder weniger lange gelebt. Durch die Annahme, dass daran etwas nicht stimmen könnte, wurden unsere Thesen und Gedanken weiterentwickelt und wir haben herausgefunden, dass die Erde eine Kugel ist.

Warum nicht auch zum Thema Autismus die bisherigen medizinischen Definitionen hinterfragen und einen Sprung nach vorn wagen?

Beispiel 1: Ich habe Autismus, deshalb …
Denkanstoß: durch diese Aussage reduzieren wir uns auf ein stereotypes Bild, das gerade neurotypische Menschen haben. Zudem sprechen wir zu wenig über die eigentlichen Themen: Worin sind wir durch eine neurotypisch geprägte Welt eingeschränkt und was können wir besonders gut, was sind unsere Stärken und besonderen Merkmale. Darüber zu sprechen, hilft oftmals einem offenen Gegenüber weiter, um uns besser verstehen zu können.
Beispiel 2: Mir ist der Krach auch zu viel, habe ich jetzt auch Autismus?
Denkanstoß: Mit Autismus werden stereotype Verhaltensweisen im allgemeinen Denken von neurotypischen Menschen fast schon zementiert. Es gibt viele Dinge, die alle Menschen haben, jedoch wird man dadurch nicht zum Autisten oder ist gar vielleicht keiner, wenn die Verhaltensweisen nicht sichtbar sind. Somit wird einigen ihr Autismus tendenziell abgesprochen und andere werden unsicher, da es scheint, dass sie „ähnliche“ Verhaltensweisen haben könnten. Das eigentliche Thema Autismus geht dann leider komplett unter.

Lasst uns doch mal die Vorzüge von Autisten auflisten:

Autistinnen und Autisten sind beispielsweise

sehr ehrlich,
zuverlässig,
pünktlich,
aufrichtig,
sehr loyal,
tolerant und
gewissenhaft.
Sie haben häufiger einen Sinn für Details,
ein fotografisches Gedächtnis und
sammeln in kurzer Zeit extremes Wissen in einem Gebiet an.

(Zitat von TULPENTHERAPIE ¹, dem ich nur zustimmen kann)

Welcher Arbeitgeber wünscht sich nicht solche Eigenschaften von seinen Mitarbeitern?

Welcher Wähler wünscht sich nicht so ein Verhalten von Politikern und Politikerinnen?

Wir Autisten müssen in einer neurotypischen Welt zurechtkommen. Genau das bereitet uns Probleme, und nicht der Autismus per se als solcher. Wenn wir aber weiter in den Lagergruppierungen diskutieren, werden wir uns so schnell nicht auf Augenhöhe begegnen.

Nur über ein Anderes! Denken, dass alle Menschen mit unterschiedlichen neuronalen Denkstrukturen ausgestattet sind, kommen wir uns näher.

Wir sind alle neurodivers ² ³!

Quellen/Hinweise/Fußnoten:

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay