Fachliche Begriffe / Glossar

In diesem Blog kommen immer wieder Begriffe vor, die unter Umständen nicht bekannt oder klar genug sind. Dafür gibt es das Glossar der fachlichen Begriffe, das stetig erweitert wird.

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Letztes Update: 20.10.2024

(A) Affekt (Siehe Verhalten, Handlung) : Ein Affekt ist ein Unterbegriff des Verhaltens, welches unbewusst ist. Siehe dazu die Beschreibung zu Verhalten.

(C) Catecholamine (Siehe Katecholamine) :

(D) Delayed After Effekt (Siehe Overload, Meltdown, Shutdown) : Der "Delayed After Effect" ist eine besondere Form eines Meltdown. Hier sind die Effekte deutlich später nach den Reizüberflutungen und einem Overload festzustellen. D.h. es kann z.B. der Auslöser um 09:00 Uhr stattfinden, jedoch erfolgt der Meltdown erst um 14:00 Uhr. Solche "Delayed After Effects" sind gerne bei Kindern zu sehen, die am Vormittag in der Schule noch wunderbar funktionieren und dann, wenn sie zu Hause angekommen sind, ihren Meltdown haben und "explodieren". Oft sind Eltern und Lehrer überrascht, denn die Eltern fragen den Lehrer nach den Gründen für die Eskalation und der Lehrer hat nur die Antwort, dass er während des Unterrichts nichts feststellen konnte.

(D) Double Empathy Problem: Das Double Empathy Problem ist ein Konzept aus der Autismusforschung, das erklärt, warum es fast immer zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen autistischen und nicht-autistischen Menschen (Allisten) gibt. Es besagt, dass diese Schwierigkeiten der Kommunikation auf beiden Seiten liegen und beide Seiten Probleme haben, die Perspektive und die Kommunikation der anderen Seite zu verstehen. Das Double Empathy Problem betont also, dass es wichtig ist, dass beide Seiten erkennen und lernen, einander besser zu verstehen, um die Kommunikation zu verbessern.

(H) Handlung (Siehe Verhalten) : Eine Handlung ist gewolltes und bewusstes Verhalten (Ludwig von Mises). Das Handeln hat einen Zweck und ein Ziel. Man überlegt vorher, was man macht. ein Handeln ist auch ein wählen und entscheiden: das eine lassen, um das andere zu nehmen.

(H) Hyperlexie: Es ist ein – so nenne ich es mal – Verhalten, dass Kinder schon deutlich vor Ihrer eigentlich dem Alter entsprechenden Entwicklung anfangen, zu lesen und sich für Buchstaben und Zahlen zu interessieren. Besonders hierbei ist, dass diese Kinderzwar augenscheinlich beeindruckend lesen können, jedoch kein inhaltliches Verständnis mitbringen. Kurz, Sie können zwar lesen, verstehen es aber nicht. Das zeichnet sich dann auch im Umgang mit anderen Menschen aus, da sie hier deutliche Schwierigkeiten haben.

(I) ICD-11 / 6A02 Autismus-Spektrum-Störung: Im neugefassten ICD-11 (aus dem Jahre 2021 und in Deutschland seit 01.01.2022 in Kraft getreten) wird auch der Autismus neu beschrieben. Siehe hierzu den Block "6A02 Autismus-Spektrum-Störung". Dazu im ICD-11 zur "06 Psychische Störungen" scrollen, dann "Verhaltensstörungen oder neuronale Entwicklungsstörungen" anklicken und dann "Neuronale Entwicklungsstörungen" öffnen, dann sieht man etwas weiter unten die "6A02 Autismus-Spektrum-Störung". Der Link dazu ist hier, der nicht barrierefrei ist: https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/uebersetzung/_node.html

(L) Katecholamine: Catecholamine kommen in der Natur vor, werden aber auch künstlich hergestellt. Die wichtigsten natürlichen Stoffe sind Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin. Sie sind an der Aktivierung einer Vielzahl physiologischer Funktionen beteiligt (z.B. Herz-Kreislauf-System, Immunsystem).

(M) MRT – fMRT: Die Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) ist eine auf den Physiker Kenneth Kwong zurückgehende Variante der Magnetresonanztomographie. Die Methode misst Veränderungen der Gewebsdurchblutung (rCBF) in den verschiedenen Hirnregionen, die durch den Energiebedarf aktiver Nervenzellen hervorgerufen werden. Sie kann dadurch funktionelle Abläufe im Gehirngewebe in Form von Schnittbilderserien darstellen. Die fMRT kann in einem Zeitfenster von wenigen Sekunden Nervenzellaktivitäten millimetergenau lokalisieren. Sie ermöglicht dadurch neue Einblicke in die Funktionsabläufe des Gehirns, vor allem in die Topografie von kognitiven und emotionalen Vorgängen.

(M) Meltdown (Siehe Overload, Shutdown) : Stufe 2/3: Wird der Overload nicht reduziert (kein Rückzugsort) geht dieser in einen Meltdown über. Gerne als Nervenzusammenbruch benannt, aber die Kernschmelze verdeutlicht es viel besser. Mögliche Auswirkungen sind Wutausbrüche, Schlagen, Beißen, den Kopf an die Wand hauen, oder geistiger Rückzug.

(N) Neurodivergent: Hierbei ist man anders als eine neurologisch betrachtete Mehrheit der Menschen. Dies sind alle Menschen, die aufgrund von neurologischen Unterschieden nicht in das Muster der neurotypischen Definition hineinpassen. Autisten gehören hier dazu.

(N) Neurodivers: Neurodivers (Neuro = Nerven) bedeutet, dass die neurologischen Unterschiede aller Menschen als natürliche Gegebenheit akzeptiert wird und alle Menschen als gleich betrachtet werden. Es gibt somit keine Unterschiede zwischen Autisten und Allisten.

(N) Neurologie: Die Neurologie ist die Wissenschaft und Lehre vom Nervensystem. Dazu gehören das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) und das Nervensystem außerhalb des Gehirns und Rückenmarks, wie Arme und Beine.

(N) Neurotypisch: Bezogen auf die neurologischen Denkstrukturen und bedeutet, dass man aufgrund der neurologischen Gegebenheit in die neurotypische Definition passt und somit neurologisch typisch ist.

(N) Neurountypisch: nicht neurologisch typisch und somit untypisch.

(O) Overload (Siehe Meltdown, Shutdown) : Stufe 1/3: Ein Overload entsteht durch Reizüberflutung (Berühren, Lärm, Helligkeit, Hitze, Menschen, Stress) und einem fehlendem Rückzugsort, der sehr wichtig für Menschen mit Autismus ist, um sich wieder regulieren und entspannen zu können.

(S) Schutdown (Siehe Overload, Meltdown) : Stufe 3/3: Der Shutdown ist dieNotabschaltung. Betroffene liegen oder sitzen da, sind teilnahmslos, quasi nicht mehr ansprechbar.

(S) Selbstfürsorge (Siehe well-being) : Bei der Selbstfürsorge geht es um das Vorhandensein eigener Rückzugsräume, um sich von einem Overload oder auch einem Meltdown zu erholen. Diese müssen nicht immer physisch vorhanden sein (eigenes Zimmer), sondern können auch durch einen langen Spaziergang (allein) definiert werden. Das Ziel ist, allein und ungestört zu sein. Der Akku soll wieder aufgeladen werden, damit man erneut Kraft bekommt.

(S) Soziale Interaktion: Hierbei handelt es sich um gegenseitige Beziehungen zwischen betroffenen Menschen, die (oder auch nicht) mit einem Informationsaustausch einhergehen. Dies kann Kommunikation sein, aber auch mehr. Neben jemanden zu stehen, den man nicht kennt, ist auch eine soziale Interaktion, denn er könnte sich unwohl fühlen.

(V) Verhalten (Siehe, Handlung, Affekt) : Bei dem Begriff Verhalten geht es hier ausschließlich um den Unterschied zwischen unbewusstem Verhalten undbewusster Handlung. Es gibt noch andere Definition aus der Psychologie, auf die hier nicht eingegangen wird. Hier geht es also nur um das, was "einfach so" passiert und was machen wir absichtlich (überlegt / geplant). Verhalten ist eine Reaktion auf einen Reiz (Bsp. Lauter Musik, einem Knall, sich verbrennen, Knie anstoßen) und ist etwas, dass wir – wie oben definiert – erst einmal nicht bewusst machen, sondern durch den Reiz ausgelöst wird. Ein Verhalten kommt immer nach einem Reiz, einer Ursache. Gegenteil: Handlung.

(W) well-being (Siehe Selbstfürsorge) : Ist der englische Begriff für Selbstfürsorge (um sich selber und sein Wohlbefinden zu kümmern)

(W) Wortfindungsstörung: Eine Wortfindungsstörung, auch bekannt als Anomie oder Benennungsstörung, bezieht sich auf Schwierigkeiten beim Abrufen oder Erinnern von Wörtern während des Sprechens oder Schreibens. Menschen mit einer Wortfindungsstörung können Schwierigkeiten haben, bestimmte Wörter zu finden oder auf den richtigen Namen für Personen, Objekte oder Konzepte zuzugreifen, obwohl sie das Wort eigentlich kennen. Es ist wichtig anzumerken, dass eine Wortfindungsstörung nicht mit einem generellen Sprachverständnisproblem oder einem Mangel an Wissen verbunden ist. Menschen mit einer Wortfindungsstörung haben oft ein normales oder ausgeprägtes Sprachverständnis und Wissen, können jedoch Schwierigkeiten haben, die entsprechenden Wörter in bestimmten Momenten abzurufen.


Quellen/Hinweise/Fußnoten:

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