Depressionen – Neue Studie mit neuen Erkenntnissen und Echtzeitaufnahmen des Gehirns

Depressionen kann jeder neurodiverse Menschen bekommen. Nicht nur Autisten, jedoch gerade wir, haben immer wieder das Problem, dass neben dem für außenstehende Menschen „unsichtbaren Autismus“ wir auch noch depressiv sind, im Sinne der Komorbidität. Schnell wird uns untergeschoben, wir seien „lediglich“ gereizt, unausgeschlafen, oder bei jungen Autisten "unerzogen“. So bekommen wir einen weiteren falschen Stempel aufgedrückt, der leider nicht hilft, weder bei der Unterstützung noch dass es uns wieder besser geht. Nun zeigt eine Studie das erste mal in Echtzeit (fMRT), wie sich die Gehirne von depressiven Menschen gegenüber nicht depressiven Menschen deutlich unterscheiden.

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Grunya Sukhareva – Pionierin bei Autismus

Bereits 1925 wurde von der Ärztin Grunya Sukhareva augenscheinlich das erste mal über Autismus gesprochen, vor fast 100 Jahren. Es begann wohl mit einem 12-jährigen Jungen der zu Grunya Sukhareva in die Klinik gebracht wurde, da durch sein anderes Verhalten gegenüber gleichaltrigen Jungen aufgefallen war. Auch interessierte er sich nicht für Freunde.

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Studie: Autistische Kommunikation ist sehr effektiv

Eine sehr interessante Studie 1 zu dem – sehr guten! – Kommunikationsverhalten von Autisten, welche u.a. von Catherine J Crompton 2 durchgeführt wurde. Ergebnis: Wir Autisten haben ein sehr gutes Kommunikationsverhalten, dass mit dem von neurotypischen Menschen absolut vergleichbar ist.

Original-Titel der Studie:

"Autistic peer-to-peer3 information transfer is highly effective"

Bedeutet soviel wie: "Autistische Informationsübertragung unter Gleichen (ASD vs. NT) ist sehr effektiv".

Vorwort

Die Studie 1 ist in der Muttersprache Englisch. Daher habe ich die Wesentlichen Teile ins deutsche übersetzt. Der Link zur Studie 1 ist wie immer in den Quellen-Angaben.

Um den fachlichen Text der Studie 1 einfacher zu gestallten, habe ich die Inhalte des deutschen Textes etwas allgemeiner beschrieben. Der Kontext bleibt unverändert.

Zusammenfassung der Studie (aus dem Englischen übersetzt)

Hinweis: hier handelt es sich um die sogenannte "Zusammenfassung für Laien"

Annahmen und Definitionen

Der Austausch von Informationen mit anderen Menschen hängt von der Fähigkeit ab, entsprechend gut kommunizieren zu können.

Autismus ist klinisch durch Defizite in der sozialen Kommunikation definiert (ist erst einmal so). Es ist daher zu erwarten, dass es Autisten schwer fällt, Informationen mit anderen Menschen zu teilen (Die Annahme).

Ziel der Studie

Wir wollten (in einer Studie) herausfinden, ob dies der Fall ist und ob es einen Unterschied macht, ob Autisten Informationen mit anderen Autisten oder mit Nicht-Autisten austauschen.

Wir nahmen dafür insgesamt 9 Gruppen mit jeweils 8 Personen.

  • In drei der Gruppen waren alle autistisch,
  • in drei der Gruppen waren alle nicht-autistisch und
  • in drei der Gruppen waren sogenannte gemischte Gruppen, in denen die einen Hälfte der Gruppe autistisch und die andere Hälfte der Gruppe nicht-autistisch war (die Kette bestand aus einem Menschen mit ASD und einem NT Menschen usw.).

(Quelle: Study "Autistic peer-to-peer information transfer is highly effective", by Catherine J Crompton 2 1)

Vorgehen zur Studie

Wir erzählten einer Person (Person 1) in jeder Gruppe eine Geschichte und baten sie, diese Geschichte der nächsten Person (Person 2) zu erzählen. Diese Person (Person 2) sollte wiederum die Geschichte der nächsten Person (Person 4) erzählen und so weiter, bis alle in der Gruppe die Geschichte gehört hatten. Wir kennen das auch als Stille Post 4

Anschließend untersuchten wir, wie viele Details der Geschichte in jeder Phase weitergegeben wurden.

Wir fanden heraus, dass Autisten Informationen mit anderen Autisten genauso gut austauschen wie Nicht-Autisten mit anderen Nicht-Autisten

In den gemischten Gruppen, aus autistischen und nicht-autistischen Menschen wurden jedoch viel weniger Informationen ausgetauscht (weniger und schlechter). Die Teilnehmer wurden dahin gehend auch gefragt, wie es sich angefühlt hatte, mit einer anderen Person (bezogen auf autistisch oder allistisch/neurotypisch) zu sprechen und wie sie mit der anderen Person in der Interaktion zurechtkamen.

Kommentar: Auch hier das selbe Ergebnis, dass ein autistischer Mensch mit einem neurotypischen Mensch schlechter kommunizieren konnte, als auch ein neurotypischer Mensch mit einem Autist dies tun konnte. Also auch die neurotypischen Menschen hatten ein Kommunikationsproblem.

Die Personen in den gemischten Gruppen hatten auch ein geringeres Verhältnis (gefühlte Nähe) zu der Person, der sie die Geschichte erzählten.

Ergebnis der Studie

Dieses Ergebnis ist wichtig, da es zeigt, dass autistische Menschen die Fähigkeit haben, Informationen gut miteinander zu teilen und ein gutes Verhältnis zueinander zu haben, und dass es selektive Probleme gibt, wenn autistische und nicht-autistische Menschen interagieren.

Diese Ergebnisse stellen das diagnostische Kriterium in Frage, dass autistischen Menschen die Fähigkeiten zur erfolgreichen Interaktion / Kommunikation fehlen.

Was man daraus lernen kann

  1. Autisten haben grundsätzlich kein Kommunikationsproblem.
  2. Kommunikationsprobleme gibt es immer dann, wenn Menschen mit unterschiedlichen neuronalen Gehirn Strukturen aufeinandertreffen (das Double Empathy Problem 5). Das betrifft Autisten und neurotypische Menschen genauso, wie zum Beispiel Männer und Frauen oder Kinder und Erwachsene.
  3. Man könnte aus der Studie auch herauslesen, dass Neurotypische Menschen nicht in der Lage sind, mit Autisten zu kommunizieren. Sie haben also eine Störung in der Kommunikation.

Ein weiterer, guter Beweis, um nicht mehr zwischen Autisten und neurotypischen Menschen zu differenzieren. Vielmehr macht es Sinn alle Menschen als neurodivers zu bezeichnen und innerhalb der neurodivers Gruppe, denjenigen Menschen Hilfe und Support anzubieten, die nicht in der Lage sind, durch ihre Behinderung am allgemeinen Leben entsprechend teilzunehmen.

Zudem sollten vielmehr öffentliche Einrichtungen, vom Einkaufs-Center über die Oper bis zum Restaurant behindertengerechter werden. Sie – die Einrichtungen – müssten es viel behindertengerechter sein, da die Gesetzte dafür bereits die Vorraussetzungen geschaffen haben. Siehe dazu auch meinen Artikel zu den Gesetzen und der Diskriminierung von Behinderten.

Funding (Finanzierung der Studie)

The author(s) disclosed receipt of the following financial support for the research, authorship, and/or publication of this article: This study was supported by a grant from the Templeton World Charity Foundation (grant number: TWCF0200).

Citation for published version:

Crompton, CJ, Ropar, D, Evans-Williams, CVM, Flynn, EG & Fletcher-Watson, S 2020, ‚Autistic peer-to- peer information transfer is highly effective‘, Autism, vol. 24, no. 7, pp. 1704-1712. https://doi.org/10.1177/1362361320919286


Quellen/Hinweise/Fußnoten:

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay


  1. Link zur Studie – 1362361320919286 

  2. The University of Edinburgh (UK) 

  3. Wikipedia: was ist Peer-to-Peer 

  4. Stille Post – Bedeutung und Übersetzungen, wie zB: Englisch: chinese whispers, Französisch: téléphone arabe, Italienisch:telefono senza fili, Spanisch: teléfono descompuesto … 

  5. Link zu meinem Beitrag zur Double Emphathy Problematik